Hintergrund:
Jahrhunderte lang prägten traditionell genutzte Obstbaumbestände das Landschaftsbild des Schwarzwaldes und waren essentieller Bestandteil der Selbstversorgung der Bevölkerung. Fast
jede Gemeinde hat oder hatte ihre lokaltypischen Obstbaum-Sorten. Dieses Kulturerbe sollte in jeder Gemeinde erhalten werden - wie Baudenkmäler und Kirchen.
Streuobstwiesen sind nicht nur ein kulturelles Erbe, sie sind zugleich auch von hohem landschaftsästhetischen Wert und prägen bis heute das Bild mancher Ortschaften. Darüber hinaus
beherbergen Streuobstwiesen eine Vielzahl, z. T. stark bedrohter Tierarten wie Steinkauz, Wendehals, Fledermäuse und Insekten. In den letzten Jahren wurden auch im Schwarzwald viele alte
Streuobstbestände gerodet, das Interesse der Bevölkerung an den alten, lokaltypischen Obstbaum-Sorten ging deutlich zurück: Obst entwickelte sich zu einem Industrieprodukt.
Mit dem Rückgang der Nutzung der alten Obstbaum-Sorten geht zunehmend auch das Wissen über diese Sorten zurück. Oft sind es nur noch die älteren Menschen in den Dörfern, die wissen,
welche Sorten sich für den lokalen Anbau besonders gut eignen.
Der NABU hat sich daher zum Ziel gesetzt, das Bewußtsein und das Interesse für die traditionelle Nutzung von hochstämmigen Obstbäumen im Südschwarzwald durch ein „Heimatmuseum Streuobstwiese“ zu erhalten und wiederzubeleben. Von diesem Heimatmuseum soll ein Impuls ausgehen, Streuobstwiesen als Teil des traditionellen Landschaftsbildes zu erhalten und das Wissen um ihre traditionelle Sortenvielfalt wiederzubeleben. Dies geschieht aber nicht in Form eines klassischen Museums, sondern mit einem neuen, innovativen Ansatz.
Umsetzung:
In einem projektbegleitenden Flyer und einer 20-seitigen, reich bebilderten Broschüre, wird über den traditionellen Streuobstanbau im Schwarzwald informiert. Erlebbar wird der
traditionelle Streuobstanbau an drei verschiedenen Standorten im Südschwarzwald: Grafenhausen, Wutach und Ühlingen-Birkendorf. Auf den vorhandenen Streuobstflächen befinden sich jeweils
zwei große Informationstafeln. Auf jeder diesen Tafeln wird in einem kurzen allgemeinen Teil die ökologische und ökonomische Bedeutung des Streuobstanbaus im Schwarzwald geschildert. Der
größte Teil der auf der Tafeln befindlichen Information befaßt sich aber mit den lokalen Obstsorten und deren Eigenarten und ökonomischen Bedeutung. Dabei wird immer auch die Verbindung
zwischen wirtschaftlicher Nutzung und dem Erhalt der Biodiversität und der Sortenvielfalt („Schutz durch Nutzung“) dargestellt, die sich bei Streuobst besonders gut und für die Besucher
anschaulich zeigen läßt.
Zusätzlich zu den Schautafeln wurden an den drei oben genannten Standorten jeweils drei Bäume mit einem kleinen Namensschild der betreffenden Sorte versehen, um dem Besucher die
entsprechenden Sorten vorzustellen und ihm einen „lebendigen“ Eindruck zu vermitteln.